![]() |
Was uns bleibt - Photo by Ziege |
Heute ist
einer der ersten Tage, an denen man wieder raus gehen kann. Die Sonne hat sich
für ein paar Stunden durchgesetzt und der unerbittliche Regen musste weichen.
Ich bin wirklich froh, dass das endlich passiert ist, denn ein paar
Sonnenstrahlen hatte ich bitter nötig. Mit jedem Regentag mehr, musste ich
feststellen wie ich launischer und nachdenklicher wurde. Bei Zeiten regt mich
diese Nachdenkerei so sehr auf, dass ich schon lieber schlafe als mich mir
selbst aussetzen zu müssen. Aber gut, man kommt sich nicht aus und drum
verbrachte ich dennoch die Stunden mit meinen Gedanken.
Ich saß also Abends in
meinem Bett, lauschte dem Regen, wie er auf dem Dach des Wintergartens in
tausend kleine Tropfen zerschlug und zum Boden hinab rann. Jetzt wo ich darüber
schreibe klingt es irgendwie beruhigend, trostlos traf es aber in diesem Moment
besser. In meinen Gedanken kreisten viele Dinge. Erst das alltägliche, dann das
kommende und schließlich das vergangene. Wie wahrscheinlich so vielen von uns
in solchen Situationen, kamen mir gerade Erinnerungen an die sonnigen Tage.
Trostlos war es ja schon draußen. Ich erinnerte mich an die Geburt meiner
Tochter, an unseren ersten Sommer und an unsere Tage als junge Familie. Mir
viel wieder ein wie verblüfft ich sie ansah, als sie das erste Mal zu mir Papa
sagte und wie sie es wochenlang danach nicht wieder tat. Wie glücklich wir
waren, als wir erfuhren das wir ein Mädchen erwarteten. Wie wir zum ersten Mal
mit unserem Nachwuchs bei den Großeltern vorstellig wurden und alle unserem
Glück beiwohnten. Es war viel vergangen seit diesen Tagen, viel um sie in
Vergessenheit geraten zu lassen, doch in diesem Moment sprudelten sie nur so in
mir hervor, als wären es nur ein paar wenige Tage, die mich von ihnen trennten.
Ich ging noch weiter zurück in meiner Geschichte, traf Sie wieder zum ersten
Mal, küsste Sie, fühlte den Herzschlag, hörte ihren Atem. Das zustimmende
Grinsen meiner Freunde, der erste Besuch bei ihren Eltern, unser erstes
Weihnachten, ihre Haut. Alles war da, jetzt auf gleich und blieb mir für eine
Nacht. Ich weiß nicht woher es kam, ich wollte es nicht und dennoch war es da.
Ich dachte weiter zu sein. Ich dachte die Tage der Gefühle und des Liebens
waren vergangen, doch dieser Moment warf mich zurück. Nach einiger Zeit verstand
ich, was da passierte und ich versuchte die Gedanken wieder zu verdrängen, doch
ich war unachtsam gewesen und hatte sie zu groß werden lassen. Die
Gefühle überkamen mich und so blieb ich gehüllt in meine Erinnerung jener Tage.
Ich versuchte nicht weiter mich dagegen zu wehren, denn es hatte keinen Sinn.
Es traf mich unvorbereitet und so verzweifelnd schön es in diesem Moment auch
war, so schnell verging es auch wieder.
Am nächsten Morgen war ich wieder klar,
alles war wieder wie zuvor und doch war ich um eine Erkenntnis reicher geworden.
Ich wusste etwas war geblieben. Gut verstaut unter vielen Gedanken und Mauern,
lag noch das bisschen Wahrheit dieser Welt begraben. Einige Tage schien ich
verwundert über den Gedanken, dass es tatsächlich verschwunden war. Doch nun
sah ich, dass ich mich geirrt hatte. Denn wenn ich eines wusste, dann das es nicht einfach endet, wenn es
wirklich Liebe war.
Selbst wenn es vergeht, etwas bleibt
Nichtsdestotrotz war es Vergangenheit. Ich weiß, dass es wohl ebenso viele Menschen
da draußen gibt, die sich wünschten, dass es diesen unsterblichen Teil der
Liebe nie gegeben hätte. Menschen die vergeblich versuchen zu vergessen, die
einfach nur glücklich und nicht mehr allein sein wollen. Sie können sich
trösten. Die Liebe mag ein unzertrennliches sein und dennoch liegt es an uns
sie zu formen. So wie wir es geschafft haben unsere Liebe zum Ende der
Beziehung zu führen, so können wir sie auch zur Ruhe und zum guten Miteinander
führen. Gleichwohl wir sie aufleben lassen könnten oder unter Schutt und Asche
der Vergangenheit begraben. Egal wie wir es anstellen, es finden sich Wege, nur
durchtrennen können wir sie nicht. Wer weiß, womöglich finden wir eines Tages
wieder einen Menschen, dem wir unsere Liebe schenken können. Vielleicht wird
der Abstand so groß, dass das Vergangene kaum mehr ein Hindernis darstellt.
Vielleicht finden wir etwas unverhofftes, vielleicht auch etwas erneut. Wir wissen es
nicht und im Moment scheint mir das auch gar nicht wichtig. Irgendeinen Weg wird es geben und wer vermag schon vorher zu sagen, was uns in Zukunft bestimmt
ist.